Parcours

Mustapha Boutadjine wurde im Jahre 1952 in Algier geboren. Algerien war seit 1830 eine französische Kolonie und sollte es bis 1962 bleiben. Boutadjines Kindheit wurde durch den algerischen Unabhängigkeitskrieg geprägt. Er entwickelte dadurch schon sehr früh ein politisches Bewusstsein und erlebte, dass sich Menschen gleichwelcher Herkunft, auch in Frankreich, für die algerische Revolution einsetzten. Nach seinem Abschluss der Kunsthochschule in Algier setzte er sein Studium an der Pariser „École des Arts décoratifs“ fort, wo er sich für das Bauhaus begeisterte. Im Jahre 1988 kehrte er nach Algier zurück und unterrichtete dort an der Kunsthochschule, wo er die Design-Abteilung leitete.

Im Jahre 1990 musste er sein Heimatland jedoch aufgrund der zunehmenden gegen Künstler und Intellektuelle gerichteten Bedrohungen durch die Fundamentalisten wieder verlassen. Nach einer kurzen Tätigkeit als Designer arbeitete er von 1991 bis 2018 als Grafiker bei der französischen Zeitung L’Humanité.

Boutadjines Werk ist nur vor dem Hintergrund dieser Geschichte zu verstehen. Seine Collagen ehren Heldinnen und Helden des Algerienkriegs – wozu alle diejenigen gehören, die damals selbstlos geholfen haben –, aber auch andere Kämpferinnen und Kämpfer gegen die Ungerechtigkeit in der Welt. Darüber hinaus befasst er sich auch mit Künstlern und Denkern, deren Werk für ihn besonders wichtig ist. Mustapha Boutadjine sagt immer, dass er sich sein eigenes ideales Museum aufbaut, indem er Menschen repräsentiert, die mehrheitlich nicht in einem Museum zu sehen sind. Boutadjines Werk umfasst über 300 Porträts. Im Laufe der Jahre entwickelte er eine besondere Technik, die er als „Grafismus-Collage“ bezeichnet: auf ein ursprünglich mit Bleistift nach einem Foto gezeichnetes Porträt klebt er Fragmente aus Hochglanzmagazinen, sodass das Ganze von weitem wie ein Gemälde aussieht. „Das Konzept besteht darin, bourgeoise Pressemagazine zu zerreißen und sie für engagierte Porträts wiederzuverwenden“, meint er.

„Durch die Wirkung der von ihm erfundenen Technik schafft Mustapha Boutadjine Ikonen unserer Zeit – Ikonen, die an Ungerechtigkeiten, Unterdrückung und Verbrechen erinnern (...). Seine Mosaikporträts setzen sich aus einer Vielzahl von Fragmenten zusammen, die er aus der unaufhörlichen, obsessiven, sinnlosen visuellen Flut von Zeitungen, Magazinen und Bildschirmen herausgerissen, entwendet und entfremdet hat“.

Ernest Pignon-Ernest
Bildender Künstler, Mitglied der französischen Akademie der Künste
  • Diplom der École nationale supérieure des Arts décoratifs de Paris (ENSAD), Abteilung Design, Paris
  • DEA-Forschungsdiplom in Ästhetik und Kunstwissenschaften an der Universität Panthéon-Sorbonne, Paris
  • Diplom der École nationale des Beaux-Arts,
  • Abteilung Innenarchitektur, Algier
  • Ehemaliger Dozent und Leiter der Abteilung Design an der
  • École nationale des Beaux-Arts, Algier
  • Ehemaliger Assistent an der École polytechnique d’architecture et d‘urbanisme, Algier
  • Ehemaliger Grafiker und Redakteur bei der Zeitung L’Humanité, Paris
  • Lebt und arbeitet in Paris - Leiter der Kunstgalerie Artbribus, Paris